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Kleiner Ratgeber Heimatforschung

 

Inhalt:

1. Welchen Weg geht die Heimatforschung?

2. Wie finde ich mein Thema?

3. Wie sammle ich das Material?

4. Was bringen mir Bibliotheken und Archive?

5. Wie finde ich mich in der Literatur zurecht?

6. Wie benutze ich ein Archiv?

7. Wobei hilft mir das Internet?

8. Wie präsentiere ich meine Ergebnisse?

9. Was sollte ich sonst noch wissen?

Welchen Weg geht die Heimatforschung?

Heimatforschung ist eine Form der Aneignung des eigenen Lebensraums. Diese Aneignung kann auf verschiedene Weise geschehen – durch spielerische Erfahrung im frühen Lebensalter, durch Mitgestaltung der eigenen Umwelt, durch das Knüpfen familiärer und freundschaftlicher Kontakte, durch das Erleben von Landschaft und Natur. Dies alles macht den Lebensraum zur Heimat.

Auch heute noch haftet dem Wort „Heimatforschung“ etwas von Beschaulichkeit und Idylle an. Gewiss haben auch Idylle und Harmonie ihren Platz in der Heimat. Aber wirkliche Aneignung von Geschichte und Gegenwart unseres Lebensraums heißt auch, die Konflikte und Widersprüche nicht auszuklammern, sie auch nicht etwa als das stets nur von außen kommende Böse zu begreifen.

Heimatforschung befindet sich auf einem Weg, der vom einfachen Sammeln und Aufschreiben der Fakten mehr und mehr hinführt zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Gegenwart und Vergangenheit des eigenen Lebensraums. Das heißt selbstverständlich nicht, dass Heimatforschung künftig nur dem speziell dafür ausgebildeten Fachmann vorbehalten bleibt. Das ist selbst in der „großen“ Geschichtsschreibung nicht der Fall. Der bei weitem überwiegende Teil der historischen Fachliteratur stammt nicht von Geschichtswissenschaftlern. Theologen schreiben über Kirchengeschichte, Juristen über Rechtsgeschichte, Ökonomen über Wirtschaftsgeschichte, Ingenieure über Technikgeschichte, Ärzte über Medizingeschichte, Offiziere über Militärgechichte. Auch die Zunft der Journalisten ist auf diesem Feld vertreten, oft mit Arbeiten, die sich nicht nur als kurzlebige Verkaufsschlager erweisen.  .   

Einen anhaltenden Boom auf dem Büchermarkt erlebt die Memoirenliteratur, die keineswegs nur als unterhaltsam gedacht ist, sondern mehr und mehr den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erhebt, ablesbar auch an solchen Zutaten wie Fußnoten und Personenregister.

Heimatforschung und „große“ Geschichtsschreibung bewegen sich aufeinander zu. Während die Heimatforschung nicht mehr auskommt, ohne das überregionale Geschehen in die Betrachtung einzubeziehen, widmet sich die professionelle Geschichtsschreibung zunehmend auch der Familien- und Firmengeschichte, der Biographie von Persönlichkeiten aus der „zweiten Reihe“ und anderen Themen mit regionalem Bezug. Dieser Trend hat dazu geführt, dass der Heimatforscher immer häufiger auch in der wissenschaftliche Fachliteratur Anregungen für seine eigene Arbeit findet und nicht selten nützliche Informationen für sein eigenes Arbeitsgebiet.

Heimatforschung und Heimatforscher sind nicht mehr das, was sie noch vor hundert Jahren waren. Damals war allenfalls der Lehrer oder der Pfarrer in der Lage, eine Dorfchronik zu verfassen. Heute lebt überall unter uns ein großer Anteil wissenschaftlich ausgebildeter Menschen der verschiedensten Fachgebiete, die in der Lage sind, auch auf dem Gebiet der Heimatforschung etwas zu leisten.

Die Zeiten, in denen die meisten Dorfbewohner ihren Heimatort kaum jemals verlassen haben, sind längst vorbei. Der Raum, in dem Kindheit und Schulzeit, Berufausbildung und Arbeit, Freizeit und Familienleben sich abspielen, umfasst nicht mehr ein und denselben, fußläufig zu erfahrenden Bereich. Nicht nur im Wechsel der Lebensphasen, auch tagtäglich findet Mobilität statt. War in früheren Tagen hohe Mobilität eher ein Kennzeichen städtischer Lebensweise, so begegnet sie uns heute mindestens ebenso ausgeprägt auf dem Land.

Wenn sich das individuelle Leben nicht mehr im Dorf allein abspielt, schon gar nicht in einem einzigen Dorf, dann liegt es auf der Hand, dass auch die Dorfchronik althergebrachten Zuschnitts ihre einstmals dominierende Rolle in der Heimatgeschichtsschreibung einbüßen musste. Schon in der Weimarer Zeit ist das Vordringen anderer, ortsübergreifender Themen in der Heimatforschung zu beobachten, wie ein Blick in die entsprechenden Jahrgänge der „Heimatkalender“ und „Kreiskalender“ zeigt

Mit der Veränderung der heimatlichen Lebenswelt sind auch die Ansprüche an den Heimatforscher gewachsen. Nicht mehr nur das Sammeln von Fakten, sondern das Aufzeigen von Zusammenhängen und Hintergründen ist gefragt. Die lokalen Begebenheiten sind nicht mehr zu erklären ohne die Einflüsse und Wechselwirkungen, durch die sie mit der „großen“ Geschichte verbunden sind.

Bei all diesen Veränderungen bleibt dem Heimatforscher ein Vorteil. Er kann auf vielfältige eigene, an Ort und Stelle gesammelte Erfahrungen zurückgreifen. Darüber hinaus stehen ihm die Informationsquellen der Region ohne großen Aufwand zur Verfügung.

Im Unterschied zum Dorfschullehrer oder Landpfarrer früherer Zeiten besitzt der heutige Heimatforscher ganz andere Möglichkeiten, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Die neuen Medien, insbesondere das Internet, erschließen ihm eine früher ungeahnte Fülle von Informationen. Die Bestände von Archiven und Bibliotheken sind heute nicht nur umfangreicher, sondern auch besser erschlossen und leichter zugänglich denn je. Und schließlich ist der Heimatforscher heute auch nicht mehr darauf angewiesen, sich und seiner Familie einige wenige Groschen vom Munde abzusparen, um sie seinem Hobby zu widmen.

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Wie finde ich mein Thema?

Heute, wo die klassische Ortschronik nicht mehr das A und O der Heimatforschung darstellt, also auch nicht mehr das fast zwangsläufig vorgegebene Thema für den Heimatforscher ist, ergibt sich allerdings die Qual der Wahl, nämlich der Wahl des richtigen Themas. Dabei gilt es, die eigenen Kräfte realistisch einzuschätzen. Kaum etwas kann frustrierender sein, als die Bearbeitung eines spannenden Themas abbrechen zu müssen und das mit Schweiß und Mühe bereits Erarbeitete beiseite zu legen, nur weil man sich überschätzt hat. Nur allzu leicht geschieht es, dass aus veranschlagten wenigen Wochen Arbeit lange Monate werden.

Auch sollte man sich nicht leichtfertig auf unerprobtes Terrain begeben. Wer sich mittelalterlichen Urkunden gegenübersieht, dem hilft das normale Schullatein wenig. Und wer sich mit der Geschichte eines Ritterguts im 19. Jahrhundert auseinandersetzen will, der sieht sich vielleicht bald im Gestrüpp einer unübersichtlichen Sozialstruktur mit einer Reihe recht fremdartig wirkender Begriffe gefangen. Der eigentliche Reiz der Heimatforschung besteht zwar darin, dass man bei jeder Aufgabe mehr dazu lernt als ursprünglich vermutet. Den damit verbundenen Aufwand sollte man aber auch nicht unterschätzen.

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Wie sammle ich das Material?

Sorgfalt ist nicht nur bei der Auswahl des Themas gefragt, sondern selbstverständlich auch bei dessen Bearbeitung. Das beginnt bei der Sammlung und Sichtung des Materials. Allzu leicht werden Informationsquellen übersehen und allzu leicht wird das irgendwo Vorgefundenen für bare Münze genommen. Dem Autor dieser Zeilen ist schon manches begegnet, auch schon mal ein Bauherr, der bei der Grundsteinlegung des angeblich für ihn errichteten Hauses bereits mehrere Jahre im Grabe ruhte. Umgekehrt kommt es ebenfalls nicht selten vor, dass auch das zunächst für ganz unwahrscheinlich, ja für unmöglich Gehaltene sich als eine durch nichts zu erschütternde Tatsache erweist. Der Heimatforscher tut also gut daran, möglichst nichts ungeprüft zu lassen.

Das heißt nicht, dass man sich ängstlich an die belegbaren Fakten klammern soll. In der Forschung ist nichts produktiver  als Spekulationen und Vermutungen. Die wird der Heimatforscher meist für sich behalten. Äußert er sie aber, so wird er sie als das benennen, was sie sind, und nicht den Eindruck erwecken, es handele sich um Tatsachen.

In der praktischen Arbeit gehen das Sammeln von Material und dessen Interpretation Hand in Hand. Fakten formen sich zu einem Bild, lange bevor das letzte Mosaiksteinchen gefunden ist. Die im Arbeitsprozess bereits erkennbar werdenden Konturen geben die Richtung vor, in der weiteres Material gesucht werden soll. Und umgekehrt sorgen neu auftauchende Details manchmal dafür, dass das ganze Bild neu zusammengesetzt werden muss.

Dabei sollte der Heimatforscher immer Herr des Verfahrens bleiben. Wenn die Sammlung von Material zum Selbstzweck zu werden droht, hat er etwas falsch gemacht. Bei der Bearbeitung eines Themas sollte man immer das gesteckte Ziel im Auge behalten um zu vermeiden, dass die Arbeit ins Uferlose hinein ausfranst.

Sein Material findet der Heimatforscher buchstäblich auf der Straße. Natürlich nicht nur dort; aber er kann Bauwerke zum Reden bringen ebenso wie die Menschen, die ihm begegnen. Auf diese Weise findet er manchmal das, was Menschen so zu Hause haben, Familienfotos, Urkunden, Briefe, Tagebücher, gesammelte Zeitungsausschnitte. Ein paar Straßen weiter liegt vielleicht ein Friedhof mit Grabsteinen. Wenn man Glück hat, dann hat moderne Aufräumwut die alten Platten noch nicht beseitigt. Und wo ein Friedhof ist, dort steht meist auch eine Kirche. In mancher Dorfkirche gibt es eine Ecke, die der örtlichen Geschichte gewidmet ist.

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Was bringen mir Bibliotheken und Archive?

Wichtige Partner des Heimatforschers sind – neben anderen Heimatforschern – Bibliotheken und Archive. Natürlich hängt es sehr vom jeweiligen Thema ab, ob und in welchem Umfang man die Dienste dieser Einrichtungen in Anspruch nehmen wird. Wer aber nicht auf Dauer im Episoden- oder Anekdotenhaften stecken bleiben will, der wird um diesen Teil der Arbeit nicht herumkommen.

Nur die Arbeit im Archiv führte in früheren Zeiten zu den höheren Weihen. Die Beschäftigung mit dem Archivgut galt als Prüfstein für die Wissenschaftlichkeit einer Arbeit und für ihre Originalität. Das, was andere Wissenschaftler bereits erarbeitet hatten, wurde – fast ein wenig abwertend – als „Sekundärliteratur“ bezeichnet. Heute weiß man, dass Originalität nicht unbedingt in den Fakten steckt, sondern im Kopf des Betrachters, der Zusammenhänge erkennen, Motive aufdecken und Folgen beschreiben kann.

Themenwahl und Arbeitsstil sind selbstverständlich auch eine Frage individueller Präferenzen. Dem einen liegt die Arbeit im Archiv mehr, der andere fühlt sich in der Bibliothek am wohlsten und der Dritte zieht den direkten Kontakt mit den Menschen, ihren Fotoalben usw. vor. Eine völlig einseitige Ausrichtung sollte man jedoch vermeiden. Sie bekäme den meisten Themen nicht gut.

Vieles spricht dafür, sich als Heimatforscher schon bei der Themenwahl stärker auf die Literatur zu orientieren, besonders dann, wenn man noch wenig Erfahrung besitzt. Dies mag zunächst überraschen, begegnet man doch manchmal dem Argument, nur bei den großen Überblicksthemen, die das Detail zwangsläufig in den Hintergrund treten lassen, könne man sich in erster Linie auf die Literatur stützen. Der Heimatforscher hingegen habe es doch gerade mit den Details zu tun, über die ja meist noch gar keine Literatur vorliege.

Das ist aber nur zum Teil richtig. Wie schon bemerkt wurde, geht es so gut wie immer auch um die Einordnung in die größeren Zusammenhänge, deren Kenntnis ohne Literaturstudium meist unzureichend bleiben würde. Und zweitens gibt es selbst auf scheinbar unbearbeitetem Gelände fast immer etwas zu finden.

Ein fiktives Beispiel mag das verdeutlichen. Wer etwa das Leben einer bestimmten Persönlichkeit zum Gegenstand seiner Forschung machen will, der wird möglicherweise feststellen, dass im ersten Anlauf wenig Material zu finden ist. Wenn man sich jedoch vergegenwärtigt, dass dieser Mensch aus einem bestimmten sozialen Milieu stammt, dass er in einem bestimmten räumlichen Umfeld aufgewachsen ist, dass er eine vielleicht näher bekannte Schule besucht hat, dass er einen Beruf erlernt und in diesem oder in einem anderen Beruf gearbeitet hat, dann sind schon zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine Suche in der Literatur gegeben. Unter Umständen kann man so für alle wichtigen Lebensphasen das jeweils prägende Umfeld durchleuchten.

Es geht aber noch weiter. Vielleicht existieren Memoiren von Mitschülern oder von Berufskollegen. Vielleicht findet man Angaben zur Person in einem Branchenadressbuch. Vielleicht ist aus bestimmtem Anlass eine Würdigung wenigstens im Lokalblatt erschienen – oder bei seinem Tod ein Nachruf. Schon eine einfache Todesanzeige kann wichtige Hinweise enthalten.

Trotz großer Fortschritte im Archivwesen ist es immer noch so, dass der Zeit- und Kostenaufwand für die Archivarbeit erheblich höher ausfällt als für die Bibliotheksbenutzung, sofern man auch durch die letztere zum Ziel kommen kann. Oft ist es schon von Nutzen, wenn man die Fragen, die man an ein Archiv richten möchte, durch ein vorgeschaltetes Literaturstudium entsprechend einengen und richtig fokussieren kann.

Vor dem Heimatforscher steht zunächst die Frage, welche Bibliothek(en) er sich als Partner wählen möchte, eher eine kleine, in der Nähe gelegene Einrichtung oder eine leistungsfähigere große, die er vielleicht nur einmal im Monat aufsuchen kann. Das ist letztendlich auch wieder eine Frage subjektiver Präferenzen. Der Leihverkehr zwischen den Bibliotheken macht vieles möglich, aber nicht alles und schon gar nicht alles innerhalb kurzer Zeit.

Dieser ersten Frage folgt eine zweite: Wie finde ich die für mein Thema wichtige Literatur? Man kann diese Frage nicht mit einem Mal endgültig beantworten, weil sie sich im Verlauf der Arbeit immer wieder stellt, denn neue Erkenntnisse werfen auch immer wieder neue Fragen auf.

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Wie finde ich mich in der Literatur zurecht?

Alle größeren Bibliotheken verfügen heute über elektronische Kataloge, die wiederum stufenweise regional, national und international zu Verbundkatalogen vernetzt sind. Man kann also ganz bequem vom häuslichen Schreibtisch aus über das Internet in diesen Katalogen suchen und die Ausleihe durch Aufgabe seiner Bestellung vorbereiten.

Jeder Buchtitel ist dort nicht nur mit seinen bibliographischen Angaben (Verfasser bzw. Herausgeber, Titel, Verlag, Erscheinungsort und -jahr, Seitenzahl usw.) erfasst, sondern auch unter mehreren inhaltsbezogenen Stichworten. Durch Eingabe einer geeigneten Kombination von Stichworten in die Suchmaske lässt sich meist eine Anzahl von Treffern finden. Hat man diese Bücher dann in der Hand, so enthält das eine oder andere davon ein Literaturverzeichnis, in dem weitere Arbeiten zu dem jeweiligen Thema verzeichnet sind, darunter nicht nur Bücher, sondern auch Zeitschriftenaufsätze.

Da man Zeitschriftenaufsätze nicht direkt in den Bibliothekskatalogen findet, wurden dafür spezielle Datenbanken geschaffen, deren Nutzung leider meist kostenpflichtig ist. Will man die Jahrgänge einer bestimmten Zeitschrift durchsuchen, so findet man mit etwas Glück deren Inhaltsverzeichnis im Internet. Manche Datenbanken sind auch kostenfrei am Bibliotheksterminal benutzbar. Das Jahresentgelt für die Bibliotheksbenutzung liegt meist zwischen 0 und 25 Euro. Dazu kommen noch moderate Beträge für Sonderleistungen wie Fernleihe, Kopierdienst oder Vormerkungen.

Hat man einen Buchtitel gefunden, so muss man sich nicht immer gleich der Mühe unterziehen, einen vielleicht recht dicken Wälzer durchzuarbeiten. Schon bevor man ein Buch in der Bibliothek bestellt, kann unter Umständen eine wissenschaftliche Rezension Aufschluss darüber geben, ob der Inhalt des Buches den Erwartungen entspricht. Solche Rezensionsdienste sind im Internet verfügbar.

Von Jahr zu Jahr wächst auch die Zahl der Bücher, die im Volltext (oder annähernd im Volltext) im Internet eingesehen werden können. Soweit der Text in digitalisierter Form vorliegt (also nicht als Faksimile), kann man mit Hilfe der Suchfunktionen jeden beliebigen Begriff auffinden und ist so den Unzulänglichkeiten eines Registers enthoben.

Die Suche nach geeigneter Literatur kann viele Wege gehen. Kennt man zum Beispiel das Datum eines wichtigen Ereignisses, so findet man auch Zeitungsausgaben mit aktuellen Berichten. Schließlich soll noch die Vielfalt der Adressbücher, Handbücher, Werkverzeichnisse von Architekten usw. nicht unerwähnt bleiben. Vor allem in der biographischen Forschung sind diese Publikationen unverzichtbar. Zum Teil sind sie durch den „Deutschen biographischen Index“ und das „Deutsche biographische Generalregister“ erschlossen. Diese Wegweiser erfassen jedoch nur solche Publikationen, die ein Mindestmaß biographischer Angaben enthalten.

Andere Nachschlagewerke können für die Forschung aber ebenso interessant sein. Geht es um Männer der Wirtschaft, kann ein Blick in das „Handbuch der Direktoren und Aufsichtsräte“ nützlich sein. Über manche Beamtenkarriere geben die Jahrgänge des „Handbuchs für den preußischen Staat“ Aufschluss. Für den ländlichen Raum besonders informationsreich sind die Ausgaben von Niekammers Güter-Adressbüchern.

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Wie benutze ich ein Archiv?

Was bei einer Bibliothek der Katalog ist, sind bei einem Archiv die Findmittel, die zum Teil auch schon digitalisiert vorliegen. Während der Weg zum gesuchten Buch noch verhältnismäßig einfach ist, kann der Weg zu einer bestimmten Archivalie mitunter schwierig sein.

Zunächst ist zu klären, an welches Archiv man sich wenden sollte. Man unterscheidet staatliche, kommunale und kirchliche Archive, Firmenarchive, Archive der Parteien und Organisationen, Privatarchive und noch manch andere. Man muss sich also zunächst überlegen, in welchem Zusammenhang eine auf den jeweiligen Forschungsgegenstand bezogene Akte entstanden sein könnte. Manchmal findet man einen Hinweis auf vorhandene Archivbestände auch im Quellenverzeichnis bereits erschienener wissenschaftlicher Arbeiten, die im gleichen Themenkreis angesiedelt sind.

Am Anfang einer Recherche sollte nicht der persönliche Besuch eines Archivs stehen, sondern eine schriftliche Anfrage, denn vielleicht kommt ja ein ganz anderes Archiv in Betracht, vielleicht erweist sich auch schon die schriftliche Auskunft als völlig ausreichend.

Staatliche und kommunale Archive sind grundsätzlich für jedermann frei zugänglich. Bei anderen Archiven ist die Benutzung manchmal Verhandlungssache. Bei allen Archiven muss man mit Sperrfristen und anderen Beschränkungen rechnen, die vor allem dem Schutz von Persönlichkeitsrechten dienen. Die Benutzung der Archive ist meist kostenpflichtig. Auch hier gibt es manchmal Ausnahmen, von denen unter Umständen auch der Heimatforscher profitieren kann. In jedem Fall kann eine sorgfältige Vorbereitung die Kosten der Archivbenutzung günstig beeinflussen.

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Wobei hilft mir das Internet?

Für die rationelle Nutzung der Bibliotheken und Archive spielen heute die elektronischen Medien, besonders das Internet, eine wichtige Rolle. Der Heimatforscher kann sich aber auch darüber hinaus noch weitere Vorteile, die ihm das Internet bietet, zunutze machen. Der E-mail-Verkehr bietet ihm fast kostenlos die Möglichkeit der schnellen, bequemen und sicheren Kommunikation mit Partnern aller Art. Dabei beschränkt sich der Austausch von Informationen nicht nur auf das geschriebene Wort, auch Fotos und andere Vorlagen können auf diesem Weg übermittelt werden. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass sich das leidige Problem der Ordnung auf dem Schreibtisch und in den  manchmal überlaufenden Kisten und Kästen mit Hilfe des Computers leichter lösen lässt, mit oder ohne Internet. 

Vor allem aber nimmt die Bedeutung des Internet als eigenständige Informationsquelle in raschem Tempo zu. Das Surfen im Internet, vor wenigen Jahren für den Heimatforscher noch recht unergiebig, liefert heute fast zu jedem Thema einen wichtigen Beitrag.

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Wie präsentiere ich meine Ergebnisse?

Der Heimatforscher, der die Ergebnisse seiner Arbeit nur für sich selbst genießen möchte, mag die folgenden Ausführungen getrost beiseite legen. Die überwiegende Anzahl jedoch wird mindestens gelegentlich sich mitteilen wollen, sei es in der Lokalausgabe einer Zeitung, sei es in einem Vortrag oder auf andere Weise. Ein Heimatforscher, der bei seiner Arbeit fast immer auf die Hilfe aus seinem Umfeld angewiesen ist, möchte schließlich auch etwas zurückgeben von dem, was bei ihm angekommen ist. Und außerdem möchte man von Zeit zu Zeit mal wissen, ob man das richtige, interessante Thema gewählt hat und wie die Arbeitsergebnisse durch das Publikum aufgenommen werden.

Wenn es darum geht, vor die Öffentlichkeit zu treten, ist man allzu leicht erfüllt von dem Gedanken, dass die Dinge, die einen selbst lange Zeit intensiv beschäftigt haben, auch für das Publikum in gleicher Weise interessant sein müssen. Man ist stolz auf jedes mühevoll erarbeitete Detail, das man nun ausbreiten möchte. Damit ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Man sollte sich also rechtzeitig kritisch die Frage vorlegen: Für welche Leserschaft will ich schreiben? Vor welchem Publikum möchte ich sprechen? Die Vorschläge, die hier gemacht werden sollen, sind eigentlich ziemlich banal, und jeder hat sie irgendwann schon mal gehört. Es kommt aber darauf an, sie sich immer wieder vor Augen zu halten.

Die erste Regel lautet: Fasse dich kurz, aber verständlich. Dabei schadet es nichts, wenn Wichtiges auch mal wiederholt wird. Komplizierte Sachverhalte, womöglich wiedergegeben in komplizierten Sätzen, gehören nicht vor jedes Publikum. Das, was man inhaltlich zu sagen hat, soll man durch zwei, drei anschauliche Beispiele verdeutlichen; ein viertes oder fünftes Beispiel würde ermüden.

Eine weitere Regel lautet: Die Vorgänge personalisieren! Wenn die Geschichte der Sägemühlen im Kreis X das Thema ist, so interessiert das persönliche Schicksal des Sägemüllers P. das Publikum weit mehr als die technischen Details der Einführung des Sägegatters.

Wie man einen Vortrag oder einen Zeitungsbeitrag einleitet, wie man einen Spannungsbogen herstellt, wie man seinen Gegenstand mit einer ansprechenden Atmosphäre umgibt oder wie man ihn in einen originellen Blickwinkel rückt, das alles mag dem Heimatforscher als nicht so wichtig erscheinen. Was nützt aber der öffentliche Auftritt, wenn er das Publikum gar nicht erreicht?

Um das zu lernen, braucht man kein Seminar zu besuchen. Ein erster Schritt ist schon getan, wenn man regelmäßig eine wirklich gut gemachte Zeitung in die Hand nimmt, nicht nur um sich inhaltlich zu informieren, sondern auch mit dem gezielten Blick darauf, wie dieser Inhalt an den Leser gebracht wird.

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Was sollte ich sonst noch wissen?

Will man die Ergebnisse seiner Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren, so sind noch einige weitere Regeln zu beachten. Das Gebot der Redlichkeit erfordert es, Fakten gegebenenfalls zu belegen. Die Maßstäbe dafür sind bei einer wissenschaftlichen Publikation strenger als bei einer journalistischen Arbeit oder bei einem Vortrag. Hat man es mit einem strittigen Thema zu tun, so sollte man nicht den Eindruck erwecken, die eigene Auffassung sei die allein mögliche. Auch soll man sich nicht mit fremden Federn schmücken. Eine Äußerung der Dankbarkeit gegenüber anderen, die zur eigenen Leistung beigetragen haben, ist nicht nur anständig, sie kommt meist auch gut an.

Das Urheberrecht am geschriebenen Wort wird dem verantwortungsbewussten Heimatforscher kaum mal eine Falle stellen. Jeder weiß, dass man aus einem Text in angemessenem Umfang zitieren darf, selbstverständlich unter Angabe der Quelle. Regelrecht in Versuchung führen kann einen Heimatforscher das Bedürfnis nach Illustration mit einem passenden Bild. Historische Fotos sind meist schwer zu finden. Obendrein sind sie über einen langen Zeitraum urheberrechtlich geschützt. Und ein „Zitat“ ist hier schlecht möglich; entweder ein Bild darf verwendet werden oder nicht.

Auch bei eigenen Fotos ist Vorsicht geboten. Bei Innenaufnahmen sollte man grundsätzlich die Genehmigung des Hausherrn für die Verwendung einholen. Das gleiche gilt für alles, was nicht vom öffentlichen Straßenraum aus gesehen und (ohne besondere Hilfsmittel) fotografiert werden kann. Achtung, schon ein öffentlich zugänglicher Park ist kein öffentlicher Straßenraum! Dazu tritt dann noch das Recht am eigenen Bild. Personen dürfen nur mit ihrem Einverständnis abgebildet werden, es sei denn, sie befinden sich zufällig mit vor der Linse und sind nicht der eigentliche Gegenstand.

Fingerspitzengefühl erfordert die Darstellung der handelnden Personen auch im geschriebenen und gesprochenen Wort. Verfehlungen etwa, auch wenn sie belegbar sind, dürfen nicht ausgegraben und vorgehalten werden. Das betrifft nicht nur lebende Personen, auch das Andenken Verstorbener ist gegen Verunglimpfung geschützt. Will man auf die Darstellung des betreffenden Vorgangs nicht verzichten, so hilft nur eine konsequente Anonymisierung, die eine Identifikation ausschließt.

Das Umfeld, in dem sich der Heimatforscher täglich bewegt und das gleichzeitig sein Forschungsobjekt ist, legt ihm besondere Verantwortung auf. Die soll niemand davon abhalten, in der jüngeren Geschichte seine Themen zu suchen. Im Gegenteil, dieser Teil der Geschichte, die zugleich unsere eigene ist und die Geschichte unserer Eltern und Großeltern, steht uns allemal näher als die Begebenheiten früherer Zeiten. Und nur in der Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit kann sich die wahre Souveränität unserer Generation von Heimatforschern erweisen.

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letzte Änderung: 18.12.2015